Freitag, 1. Oktober 2010

#28: Glissando & Farewell Poetry, 21.09.10


Konzert: Glissando & Farewell Poetry (Akustik Duo)
Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Paris, Oliver Peel Session # 28
Datum: 21.09.2010
Zuschauer: mindestens 50! Rekordkulisse!


So langsam aber sicher wird es wirklich zu voll in unserem Wohnzimmer. Aber ich will nun einmal niemanden gerne ausschließen und auch immer offen für neue Gesichter sein. Wie ich den Zuschauerandrang künftig regeln kann, weiß ich noch nicht, aber vielleicht fällt mir ja irgendeine gute Idee ein. Zum Beispiel, daß mir jeder Gast eine CD schenken muss oder so...


Glissando Oliver Peel session in Paris last song 21/09/10
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Am regen Interesse an dieser Session waren natürlich die auftretenden Künstler maßgeblich beteiligt. Fans von Farewell Poetry und Glissando (UK) bombardierten mich in den letzten Tagen und Wochen mit E-mails, das sie bei MySpace und Facebook von der Veranstaltung Wind bekommen hatten. Die Session hielt dann auch, was sie versprach. Die talentierten Musiker toppten sogar noch meine kühnsten Erwartungen. Sie boten bei schummrigem Licht hochmelancholische Lieder voller Eleganz, Schwermut und unübertroffener Schönheit.

Für Freunde ausführlicher Konzertberichte:

Als ich Elly sagte, wie wundervoll ich ihr Konzert gefunden hätte, schossen der Sängerin von Glissando Tränen in die Augen. Das berührte mich ungemein und ich gab dem zierlichen Mädchen einen kräftigen Hug. Ich war ihr extrem dankbar. Dankbar dafür, daß sie mich mit ihrer kristallklaren Stimme und ihrem gefühlvollen Pianospiel in eine andere, schönere Welt gebeamt hatte. Dankbar dafür, daß sie wie die anderen Bands zuvor, den Mut aufgebracht hatte, auf solch engem Raume ohne Schutzschild, ja quasi nackt, ihr Innerstes nach außen zu kehren. Und dankbar auch dafür, daß sie und ihre Band sich für die Kunst und nicht eine finanziell lukrative Karriere entschieden haben. Als junger Musiker geht man ein großes Risiko ein, nie richtig von der Musik leben zu können. Dennoch muss man professionnel üben, komponieren, touren. Das nimmt soviel Zeit in Anspruch, daß meist nur noch Gelegenheitsjobs übrig bleiben, mit denen man sich irgendwie über Wasser hält. Die Eltern dieser jungen Künstler sind mit dem Werdegang ihrer Zöglinge oft nicht einverstanden, machen sich Sorgen um ihre Zukunft und geben diese Sorgen mittels Vorwürfen an ihre Kinder weiter. Um so schöner, daß heute sogar die Mutter (+ die beiden jüngeren Schwestern) der in Paris lebenden Engländerin Jayne Amara Ross zugegen war und stolz mitverfolgte, was ihre Tochter zusammen mit dem Gitarristen Frédéric D. Oberland auf die Beine stellte. Jayne und Frédéric sind Gründungsmitglieder der vielköpfigen Experimental/Postrockband Farewell Poetry, die auf größeren Bühnen mit etlichen anderen Musikern auftreten. Für die heutige, 28. Oliver Peel Session, hatten die beiden eine spezielle akustische Version ihrer cinematographischen Songs ausgearbeitet.

Um 18 Uhr stand das hübsche Pärchen bei uns auf der Matte. Sie hatten die drei Mitglieder von Glissando, Elly, Angela und Richard praktischerweise gleich mitgebracht. Ohne sich lange ablenken zu lassen (zum Beispiel durch unsere neugierige Katze), bauten sie akribisch ihre multiplen Steckverbindungen auf. Soviel Material und Instrumente wie heute hatten noch keine anderen Künstler zu einer Oliver Peel Session herangewuchtet. Irgendwann stand überall Equipment im Wohnzimmer rum. Mir schwante bereits zu diesem Zeitpunkt, daß es heute bei uns sehr voll werden würde. Am Ende war wirklich kaum noch ein Plätzchen in der Wohnstube frei, denn über 50 Gäste hatten sich eingefunden! Eine Rekordkulisse! Alle wollten sie Farewell Poetry und Glisssando sehen, zwei Bands, die im Underground einen glänzenden Namen haben. Eine Session für Spezialisten, musikalisch mit den vorhergehenden 27 Ausgaben nicht zu vergleichen. Statt zarten Ladies mit Akustikklampfe und Banjo, gab es heute düster-schönen Shoegaze bzw. Ambient/Filmmusik.

Farewell Poetry starteten ins Programm. Der Dulcimer Song wurde angestimmt und drei mal dürft ihr raten, auf welchem Instrument er zelebriert wurde? Richtig auf einem Dulcimer! Und zwar auf einem Appalachen Dulcimer* um genau zu sein. Frédéric sang dazu wunderschön. Äh, Unsinn, das Lied blieb komplett instrumental, genau wie der Happy Song, der an dritter Stelle auf der Gitarre (teilweise unter Zuhilfenahme eines Geigenbogens) vorgetragen wurde. Gesungen wurde allerdings bei Stück zwei der Setlist, January, In The Bold Jaws Of Beartraps. Obwohl auch dies ungenau ist, denn die bildhübsche Jayne Amara Ross sprach viel mehr als sie sang. Spoken word oder wie man das nennt. Mit einer unglaublich erotischen, dunklen Hauchstimme brabbelte sie sinnliches Zeug, während ihr Lover Fréderic seiner tollen roten Gretsch hochmelancholische Töne entlockte Das Stück hatte hypnotische, benebelnde und überaus stimulierende Wirkung. Manchmal klang es wie Telefonsex im Oliver Peelschen Wohnzimmer. "Hey, hey, hey" stöhnte Jayne und wäre ich 20 Jahre jünger gewesen, hätte ich bestimmt einen Dauerständer bekommen! Aber es blieb alles gesittet, schließlich war ja Jaynes Mutter und unsere minderjährige Katze da. Gegen Ende des Songs hin drehte die Gitarre ein paar luftige und nicht gerade leise Kurven, so daß ich schon wieder Mitleid mit meinen Nachbarn hatte. Wegen der enormen Hitze in unserer Stinkbude hatten wir die Fenster weit geöffnet und hofften, daß uns dies niemand übelnimmt.

Nach dem bereits erwähnten, krautrockigen Happy Song (der trotzdem noch relativ düster klang, alles ist relativ), durfte Jayne bei Villanelle wieder Hauchen was das Zeug hält. Sie hatte eine quadratische Schaltfläche auf ihren schönen Beinen, die aufblinkte wie ein Geldautomat in Las Vegas. Frédéric zupfte diesmal nur ganz leicht an den Seiten seiner Gretsch und untermalte auf diese Weise perfekt die Schilderungen seiner englischen Freundin. Die Atmosphäre war knisternd und nur die bunten Girlanden und Teelichter beleuchteten unsere Wohnstube. Wenn nicht so viele Leute dagewesen wären, hätte ich mich glatt auf den Fußboden gelegt und eine Hypnosesitzung angehalten. Es erschallten Töne, die von einem anderen Planeten zu kommen schienen. Fred spielte gegen Ende Keyboard und gab dem Abschluß des Stücks dadurch eine feierliche, fast kirchliche Note. Leute erzählten mir hinterher, daß sie geweint hätten, so betörend schön fanden sie das alles. Nun gut, es gab ja schon früher Leute, die bei einem doofen Hollywoodstreifen wie E.T. geflennt haben, aber heute war das Ausschütten salziger Augenflüssigkeit durchaus angebracht. Nur die Harten kommen in den Garten galt an diesem 21. September eben nicht!

Der letzte Song von Farewell Poetry, eigentlich Filmmusik (The Freemartin Calf von Jayne Amara Ross) war ein einziger schöner Traum und wurde zusammen mit den drei Glissandos performt. Fréderic, dieser moderne Richard Clayderman, spielte eine herzzereißende Melodie auf dem Piano und Angela, die schöne Geigerin von Glissando, fiedelte meine Knie butterweich. Wer jetzt keine Tränen in den Augen hatte, war aus Zement gebaut. Zumal zur Mitte des Liedes noch Elly May Irving von Glisando sang, als wollte sie unsere Gläser zerbersten lassen. Melodramatik pur im Peelschen Wohnzimmer!! Ein Song, der mein Leben verändert hatte und dabei waren die Headliner von Glissando bisher doch erst sporadisch in Erscheinung getreten. Wie sollte ich das emotional verkraften? Ich Weinerle? Ich Andy Möller der Bloggerszene? Die Antworten hierauf sehr bald!


Pour nos lecteurs français:

Une session envoûtante! Belle a pleurer, sensuelle et captivante. Je suis complètement sous le charme des compositions melancoliques de Farewell Peotry et de Glissando! Merci à tout le monde d'avoir participé à cette bien belle soirée.

Setlist Farewell Poetry, Oliver Peel Session # 28, Paris:

01: The Dulcimer Song (instrumental, new)
02: January, In The Bold Jaws Of Beartraps
03: Villanelle
04: The Happy Song (instrumental, new)
05: The End, from The Freemartin Calf (feat. Glissando)

Videos:

- Video 1: January, In The Bold Jaws Of Beartraps by Farewell Poetry (Uschirocksparis)
- Video 2: The End, Farewell Poetry feat. Glissando (gefilmt von Uschirocksparis)
- Video 3 & 4 gefilmt von Benoit aka No More Return, Titel siehe Beschriftung






FareWell Poetry (duo) 'Villanelle' Oliver Peel session Paris
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FareWell Poetry (duo) 'The Happy Song (instrumental)' Paris
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Hier kann man prima nachlesen, was das genau ist